Geschichte

Wer die heutige Pfadfinderei in Deutschland verstehen will, der sollte unbedingt deren Geschichte, deren Ursprünge kennen. In Deutschland ist dies besonders spannend, da sich in die Traditionen pfadfinderischer Arbeit viele Elemente aus der Jugendbewegung eingemischt haben und sich beide Bewegungen über die Zeit hinweg gegenseitig beeinflussten. Ein kurzer Abriss dieser Geschichte kann nur dazu dienen, eine etwaige Vorstellung der Zusammenhängen zu bekommen.

Scoutismus

Anfang des 20.Jahrhunderts fuhr ein ehemaliger englischer Offizier mit einigen Jungen auf eine Insel, um dort gemeinsam in der Wildnis einige Tage zu verbringen. Sein Name war Baden-Powell – ein Soldat, der zum Pazifisten wurde – seine Idee entwickelte sich zum Scoutismus, übersetzt als Pfadfinderei. Die Idee war für die damalige Zeit revolutionär: Kindern und Jugendlichen wird erstmals zugetraut, etwas eigenverantwortlich zu unternehmen. Im Mittelpunkt stand das “learning by doing”, also selbst Erfahrungen machen, selbst auszuprobieren. Baden-Powell wollte tüchtige Staatsbürger erziehen: “Ein Pfadfinder ist Freund aller Menschen” und “trägt stets ein Lächeln im Gesicht”.

Pfadfinder lernten in der Wildnis zu leben, mit Karte und Kompass umzugehen, veranstalteten große Lager, trugen Fahnen und Banner. Die Uniform der Boyscouts war angelehnt an die Kleidung englischer Polizisten in Kolonialafrika: Hemd, Halstuch, großer Hut,… Die Idee breitete sich schnell über die Grenzen Englands hinaus, auch nach Deutschland, wo sie zunächst als paramilitärische Organisation missbraucht wurde. Für die Pfadfinderei in Deutschland spielten von Beginn an auch christliche Glaubensgemeinschaften eine wichtige Rolle: bis heute gibt es mehr oder weniger starke Schnittstellen zwischen Kirchen und Pfadfinderverbänden.

Zeichen der Pfadfinderbewegung weltweit ist die Lilie, die den rechten Weg weist und einen an die 3 Elemente des Pfadfinderversprechens erinnern soll. Das Kleeblatt wurde zum Zeichen der Girl Guides, also dem der Pfadfinderinnen.
Wandervögel

Bereits vor der Entstehung der Pfadfinderei in England entwickelte sich in Deutschland eine andere Jugendbewegung. Jungen aus der deutschen Bürgerschicht, Gymnasiasten, angewidert von der Spiesserei ihrer Eltern, flohen aus der Stadt und gingen gemeinsam auf Wanderschaft. Sie sangen alte Lieder, kleideten sich vagabundisch, entwickelten eine alternative Lebensweise und sahen sich unpolitisch. Geleitet wurde eine Gruppe von einem fast gleichaltrigen, der sich durch seine Persönlichkeit hervorgehoben hatte. Es entwickelten sich Fahrtengemeinschaften, eine der berühmtesten war wohl der Wandervogel.

Blauäugig zogen viele Wandervögel freiwillig in den 1.Weltkrieg, in dem viele eine große Fahrt sahen. Nach dem Krieg, formierten sich die überlebenden Wandervögel wieder, doch die alte Gemeinschaft kam nie wieder ganz zustande.

Bündische Phase

Die Zeit zwischen den Kriegen war von einer neuen Entwicklung in der Jugendbewegung gekennzeichnet, der bündischen Phase. Doch auch heute noch gibt es Wandervögel.

In Deutschland geschah nun etwas, was unsere Pfadfinderei von der anderer Länder in einigen Formen grundlegend unterscheidet. Wandervogel und Pfadfinder beeinflussten sich in hohem Maße, woraus die bündische Jugend entstand. Die verschiedenen Formen und Bünde dieser Zeit zu nennen und zu beschreiben, gäbe Stoff für viele Bücher. Bis in die heutige Zeit streiten sich Pfadfinder und andere Bünde um den Begriff des Bündischen.

Wer lebt bündisch, wer nicht? Sind es die Formen: die Kohte, das Feuer, die Lieder oder sind es Lebenseinstellungen, oder…? Eine Antwort kann ich an dieser Stelle nicht geben. Aus dieser Zeit entstammen nicht nur die JuJa und die Schwarzeltkultur, sondern auch viele Lieder und neue Bünde der Jugendbewegung: Deutsche Freischar, dj1.11, andere Jungschaften und Fahrtenbünde. Auch heute gibt es aktive Bünde, die sich in der Tradition dieser Bewegung sehen. Die heutige politische und inhaltliche Richtung der bündischen Jugend lässt sich allerdings schwer festlegen, zu unterschiedlich ist das Spektrum.

… und heute??

Die deutsche Pfadfinderei ist also ein Produkt aus Scoutismus, Wandervogel und bündischer Jugendbewegung. In den 1970er Jahren wurde die Pfadfinderbewegung noch ein weiteres Mal aufgerüttelt. Das studentische und gesellschaftliche Aufbegehren nahm auch vor den Pfadfinderverbänden keinen halt. Gerade die interkonfessionellen Pfadfinderbewegung in Deutschland wurde schwer gebeutelt! Waren die interkonfessionellen Pfadfinder bis Ende der 60er Jahre mehr oder weniger in einem Bund vereint (zu diesem Zeitpunkt gab es natürlich auch schon den DPB, die Großen Jäger…), traten aufgrund der linken Unterwanderung des Bundes Deutscher Pfadfinder zahlreiche Stämme aus und gründeten den Deutschen Pfadfinderverband. Nach einiger Zeit gingen auch die restlichen Pfadfinderstämme aus dem Bund und gründeten den Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Reist man nun durch die Lande, so wird man in jedem einzelnen Stamm, vielleicht sogar bei jedem einzelnen Pfadfinder eine etwas andere Auffassung der Pfadfinderei auffinden. Ein Grund dafür liegt sicherlich in der Vielzahl historischer Wurzeln. Dort werden die Stände und Proben hochgeschrieben, dort das bündische Leben, woanders das christliche Zusammenleben und wieder woanders die gesellschaftliche Mitverantwortung. Die größten Streitereien entbrennen dort, wo Pfadfinder ihre Auffassung für die einzig gültige ansehen und nicht sehen, dass es vielleicht auch das Bunte ist, was unserer Bewegung seine Kraft gibt…
… und der Stamm Askola?

Ist der Stamm Askola nun scoutistisch oder bündisch?? Wir sind beides!

Die Pfadfinderarbeit unseres Stamms enthält sowohl scoutistische Ansätze (Proben, Pfadfindergesetz & Versprechen, Lager, Kluft…), aber auch viele bündische Elemente (Singen, Kothe, Wanderfahrten). Die Kombination von beiden Ansätzen macht unseren Stamm aus.